Zwei Pfirsichkörbe erobern die Welt oder: Aus der Geschichte des Basketballspiels
Das Weltspiel Basketball ist aus dem internationalen Sportgeschehen nicht mehr wegzudenken. In den 100 Jahren seiner Entwicklung
ist es in dem Umfang gewachsen, wie es sein Gründer Prof. Dr. James Naismith, Lehrer am Springfield-College in Massachusetts
(USA), nie vorhersehen konnte. Über 100 Nationen sind heute im Internationalen Basketballverband (FIBA) zusammengeschlossen
und bilden eine weltumspannende Völkerbundgemeinschaft.
Über 100 Millionen aktiver Spieler aller Sprachen und Kulturen treiben mit Begeisterung diesen Sport. Man spielt Basketball
in den Hochtälern der Anden, in den Wüstenoasen Afrikas, in den Regenwäldern Neuguineas, in den Steppen Innerasiens und auf
den Schulhöfen Europas.
Wo aber liegen die Anfänge dieses Ballspiels, das in einem Jahrhundert die Welt erobert hat?
Man schrieb das Jahr 1891. Kurz vor den Weihnachtsferien lud Prof. Dr. James Naismith einige seiner Fußballspieler ein,
ein neues Spiel auszuprobieren, das er sich ausgedacht hatte, um ein wenig Abwechslung in das trockene Hallentraining zu bringen.
Gespannt zogen seine Mannen durch den Schnee in die Turnhalle des Springfield-College, wo sie bereits von ihrem Sportlehrer,
einen Fußball unterm Arm, erwartet wurden. Dieser überlegte sich, wie er zwei Tore in der kleinen Halle anbringen könnte.
Er dachte an Holzkisten und fragte den Hausmeister des College, ob er keinen Rat wisse. Er habe zwar keine Kisten, meinte
der Hausmeister, aber einige leere Pfirsichkörbe, die würden doch auch ganz gut passen. "Genau das Richtige", war
Naismith`s Antwort und nach diesen Pfirsich-"Baskets" sollte das Spiel seinen Namen bekommen. Schnell hatte man
die beiden Körbe an die Stirnseiten der Halle, an den Balkon, der diese umgab, genagelt. Naismith erklärte das Spiel und seine
Regeln und schon ging`s los.
Die Spieler stammten meistens aus dem Fußballteam des College und spielten mit wahrer Begeisterung. Umständlich war es
nur, wenn ein "Korb" erreicht worden war. Dann kletterte immer ein Spieler auf den Balkon und angelte den Ball aus
dem Korb. Später stellte man den Hausmeister mit einer Trittleiter in die Nähe des Korbes und dann mußte Mr. Stebbins hinaufklettern
und den Ball holen. Schließlich kam man auf den Gedanken, den Boden aus den Körben zu entfernen. Bis zum heutigen "Korb"
mit seinem Ring und dem geflochtenen Netz darunter war nur ein kleiner Schritt.
Das Basketballbrett, welches heute von entscheidender Be-deutung ist, entwickelte sich aus einer ähnlich lustigen Situation:
da das neue Ballspiel bald begeisterte Zuschauer fand, stellten sich diese auf den Balkon direkt hinter die aufgenagelten
Körbe, dirigierten die anfliegende Bälle in den Korb und waren damit bei der Spielentscheidung von allergrößter Bedeutung.
Um die unerwünschten "Mitspieler" auszuschalten, ließ Naismith Ziel- oder Spielbretter hinter den Körben anbringen.
Spielidee und Spielregeln sind seitdem im Prinzip unverändert geblieben.
Nachdem das neue Hallenballspiel seinen äußeren Rahmen gefunden hatte, wuchs die Zahl seiner begeisterten Anhänger sehr
rasch. Für die Verbreitung dieses Spiels sorgte zudem das Springfield-College mit seinen weltweiten Verbindungen. So wurde
Basketball bereits 1894 in Tientsin (China) eingeführt. Im gleichen Jahr wurde in Indien und ein Jahr später in Frankreich
Basketball gespielt. Ein Japaner namens Ishakawa nahm 1900 dieses Spiel mit in seine Heimat und 1901 flogen die ersten Bälle
in Teheran in persische Körbe. Das Samenkörnchen Basketball war gelegt und ging prächtig auf. Höhere Schulen und Universitäten
griffen das Spiel mit auf und betrieben es vor allem als Winterausgleichssport.
Übrigens ist es interessant, zu erfahren, daß in den ersten Jahren des Basketballs eine deutsche Mannschaft in den USA
die Meisterschaft jahrelang innehatte und u. a. 111 Spiele hintereinander spielte ohne zu verlieren!
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Nachdem Prof. Dr. Naismith 1892 mit seinem Spiel zum ersten Mal an die Öffentlichkeit getreten war, begann eine langsame aber
stetige Entwicklung des Basketballs.
1894 kommt die erste Fassung der Basketballspielregeln heraus.
1895 wird "Basketball" offiziell ins englische
Vokabularium aufgenommen.
1897 finden die ersten Basketballmeisterschaften in den
USA statt.
1915 werden für den Raum der USA einheitliche Spielregeln
beschlossen.
1918 bringen Soldaten der USA Basketball nach Europa.
1924 wird anläßlich der Olympischen Spiele in Paris
Basketball als Vorführspiel gezeigt.
1932 wird in Genf der Internationale Basketballverband
(FIBA)gegründet. Erster Präsident ist Prof. Bouffard.
1935 wird Basketball mit in das Programm der Olympischen
Spiele aufgenommen.
1936 wird in Berlin Basketball zum größten Spielturnier
der Olympischen Spiele. Die USA gewinnen die
Goldmedaille.
Nach dieser sportlichen Großveranstaltung erlebt Basketball in Deutschland einen gewaltigen Aufschwung. Universitäten,
Schulen und Vereine lassen sich immer mehr vom "Basketballfieber" anstecken, und auch der 2. Weltkrieg konnte diese
Entwicklung nicht mehr aufhalten. Ganz im Gegenteil: nach Kriegsende spielten amerikanische Soldaten in Heidelberg, dem Sitz
des amerikanischen Hauptquartiers in Westdeutschland, Basketball und wen wundert`s, daß jahrelang der USC-Heidelberg die deutsche
Meisterschaft gewinnen konnte und daß weitere Impulse gerade von dieser Stadt als Basketballhochburg nach allen Richtungen
ausgingen.
Nach jahrelangem Bemühen auf internationaler Ebene mitzu-halten, mauserte sich die deutsche Nationalmannschaft zu einem
ernstzunehmenden Gegner, dessen vorläufige Höhepunkte das Gewinnen des Europameisterschaftstitels und die Bronzemedaille bei
der WM 2002 bilden.
Warum spielt heute die ganze Welt Basketball?
Viele Gründe können an dieser Stelle aufgeführt werden. Da ist die Rede von Mannschaftsgeist, Teamwork, Fairneß usw..
Doch lassen wir bei der Beantwortung dieser Frage nochmals Prof. Dr. Naismith, den "Basketballvater" zu Wort
kommen:
"Das Basketballspiel ist auf der Erkenntnis aufgebaut, daß der Sport ein mächtiges Erziehungsmittel ist und zwar
in der ganzen Bedeutung des Wortes.
Das Spiel soll also verstanden werden, daß der Spieler wohl mit ganzem Herzen und aller Kraft sich einsetzen soll, aber
immer so, daß er nie die Selbstkontrolle über sich und seine Handlungen verliert. Die Spielregeln bemühen sich, in dieser
Weise richtungsgebend zu sein, aber es ist unbedingt notwendig, daß der Spieler, der da das Feld betritt, nicht vom Gedanken
des Siegens um jeden Preis besessen ist.
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